Der kleine Johannes saß wieder einmal auf der Rückbank des Streifenwagens. Warum der so hieß wusste er nicht genau, weil der ja schließlich gar nicht gestreift war. Wahrscheinlich kam das noch von früher, dachte er bei sich. Die Polizeikutschen wurden damals bestimmt von Zebras gezogen, weil die ja viel schneller waren als Pferde. Das wusste er von seinem Onkel. Der hatte nämlich ein Auto mit Streifen und das war auch ganz schön schnell, weil das ja auch Rennstreifen waren. Die machten das Auto fast so schnell wie Flammen auf der Karosserie. Es war Zufall, dass einer der Streifenpolizisten gerade in diesem Moment an den Vorfall mit der Brandstiftung dachte. Damals hatte er Johannes das erste Mal getroffen. Der Polizist seufzte, denn er hatte Mitleid mit Johannes Eltern. Nach einer Adresse brauchten sie nicht zu fragen, die kannten beide Beamte bereits auswendig und so fuhren sie los vom Parkplatz des Atomkraftwerks. Auf dem Weg wollte einer der Polizisten allerdings noch eine Sonnenbäcker-Wohlfülquark-Mehrfruchtschnitte kaufen, denn das würde er sich von Johannes nicht verderben lassen. Schließlich war fast Weihnachten. Doch auf der gegenüberliegenden Seite saß eine Frau auf der Treppe vor ihrem Haus. Sie sah sehr verzweifelt aus und Tränen rannen ihre Wange hinunter, um dann seltsam poetisch von einem ihrer Kinne zu tropfen. Bevor der Streifenpolizist also die litterarische Backstube aufsuchen konnte, kümmerte er sich um das Wohlergehen der Frau. Sein Kollege sah die Richtungsänderung seiner Trajektorie und bat Johannes doch kurz mitzukommen. Beide stiegen aus dem Wagen und überquerten ebenfalls die Straße. “Nein, nein, ist schon in Ordnung. Es geht mir gut.” berichtete die traurige Frau dem ersten Polizisten. Sein Name liegt uns nicht vor, da eine Kennzeichnungspflicht nicht bestand. Die Frau schien nicht zu wollen, dass die Polizisten sie nach oben begleiteten, doch die bestanden darauf. Zögerlich und ein wenig nervös ging sie voran. “Wie heißen sie denn eigentlich?” wollte einer der Polizisten wissen. “Mixedpickles. Magdalena Mixedpickles.” Ihre Stimme brach kurz. Fräulein Mixedpickles klingelte und ein unbeschreiblich kompetenter Mann öffnete die Tür. Er stellte sich als Dr. Kornelius Demtröder vor. Scheinbar war er von der Spurenbeseitigung, das verieten seine Handschuhe und der penetrante Geruch nach Bleichmittel. Die Beamten traten ein und fanden ein frisch gestrichenes Zimmer vor, dessen neues Gewand allerdings nicht die schäbige Bausubstanz zu verschleiern vermochte. Ein Teppich aus zusammengenähten Bieberschwänzen zierte den Boden. Dieser Mann war abartig, aber das war noch kein Grund um ihn festzunehmen. Johannes allerdings war sehr begeistert,denn Stil und Stimmung trafen seinen Geschmack perfekt. Er klagte Dr. Kornelius Demtröder, Vertreter für kinderfeindliches Spielzeug, sein Leid. Dass er noch keine Weihnachtsgeschenke hatte und sein Hamster kürzlich verstorben sei. Das regte natürlich sein Mitleid und er kramte in seiner altertümlichen Truhe. Er überreichte Johannes zuerst ein Straußenei, auf dem sich die Aufschrift Rassel fand. “Da ist noch ein totes Küken drin. Das klappert, wenn man es schüttelt.” Herrlich. Johannes Mutter würde sich freuen. Für seinen Vater fand er eine kleine Glaskugel, in der irgendetwas zu hausen schien. Seine Schwester bekam ein paar harte Gummibärchen, sie zahnte ja grade, da konnte man das immer gebrauchen. Die Polizisten mussten Johannes zum Polizeiwagen tragen, da er sich weigerte das Büro zu verlassen. Auf direktem Wege fuhren sie zu Joannes Haus, denn der Junge schien das Schreckliche und Seltsame anzuziehen. Johannes Mutter öffnete die Tür, erkannte Johannes und die Freude wich aus ihrem Gesicht. “Ich will es gar nicht wissen.” Johannes ging wortlos ins Haus und die Polizisten ersparten Johannes Mutter den Bericht, schließlich war ja fast Weihnachten.