Elias Heltrop sah noch einmal hinter die Tür, um einem möglichen Hinterhalt zuvorzukommen, aber auch hier schien keine Gefahr zu lauern. Ein wenig verdutzt, aber alles in Allem positiv überrascht, wandte sich Elias Heltrop an den blassen Jungen. „Sag mal, wo sind denn die anderen Kinder und der Konrad?“ Konrad war der Neuzugang in der Kita Mittelerde und im weitesten Sinne Quereinsteiger. Nachdem seine Vorgängerin zur Stuntpilotin umgeschult hatte, weil sie auch mal einen ruhigen Job haben wollte, musste schnellstmöglich Ersatz gefunden werden und Konrads Lebenslauf war praktisch perfekt für Mordor. Er hatte schon vier Jahre in der JVA Landsberg gearbeitet– noch zu der Zeit als der Weißwurstbaron einsaß – als ihn die Sehnsucht nach der weiten Welt packte. Allzu weit kam er zwar nicht, aber als Türsteher in Berlin Kreuzberg hatte er gute Arbeit geleistet. Doch irgendwann plagte ihn auch dort das Verlangen nach einer echten Herausforderung und so war ihm sofort klar, dass die Kinder Mordors seine Berufung waren, als seine Augen die Stellenausschreibung im Birnbacher Boten erblickten. „Die sind alle draußen, weil die haben gesagt die wollen was bauen. Da hat der Konrad gesagt: Nein. Dürft ihr nicht, aber die sind dann trotzdem alle raus gegangen und schau, hier hab ich mein Zimmer gemalt.“ Elias Heltrop stand der Sinn gerade nicht nach tiefgehenden Diskussionen über Vlads Gemälde, auch wenn das gemalte Bett doch sehr nach einem Sarg aussah. „Aber Vlad, warum bist du denn nicht draußen bei den anderen Kindern? Du kannst doch bestimmt auch was Schönes bauen.“ „Aber da draußen ist ja so die Sonne. Das mag ich nicht so gern.“ So ein komisches Kerlchen.