Heute war Nikolaustag in der Kita Mittelerde. Das war in den letzten Jahren immer recht besinnlich und niedlich gewesen, wenn auch ziemlich viele Mandarinen geworfen wurden. Vor drei Jahren war es mal ein bisschen eskaliert, weil ein Kind eine Kartoffelkanone in die Kita schmuggeln konnte. Durch den Überfluss an Mandarinen entpuppte sich diese Zitrushaubitze als echte Gefahr für Leib und Leben, weil so eine Frucht auf Mach-2 beschleunigt eine enorme Durchschlagskraft hat. Es gelang allerdings, die meisten Kinder unversehrt zu evakuieren. Für den Kita-Wellensittich Wellentin kam tragischerweise jede Hilfe zu spät. Die kleine Dörte aus der Gruppe Handliche Halblinge hatte es zwar gut gemeint, als sie im Eifer des Gefechts den Käfig geöffnet hatte, um auch diese kleine Nervensäge in Sicherheit zu bringen, doch zum Entsetzen aller Anwesenden wurde das arme Ding in der Luft von einem Vitamin-C-Geschoss getroffen und – man kann es leider nicht anders sagen – vermischte sich mit dem Fruchtfleisch des Projektils an der gegenüberliegenden Wand zu einem gleichmäßigen Matsch. Elias Heltrop hatte versucht die bedrückende Stille des Entsetzens mit einem gekonnt getimten Witz aufzulockern. Doch der Kommentar „Ach, so sieht der Farbton Blutorange aus.“ Stieß allgemein auf wenig Zustimmung und noch weniger Erheiterung. Gut zwei Drittel der Kinder fingen allmählich an zu weinen und dieser Nikolaustag ging als „so mittelster Nikolaustag“ in die Kitageschichte ein. Man hatte allerdings seine Lehren aus diesem Tag gezogen; denn seit jenem Vorfall wurden die Kinder im Eingangsbereich durchsucht und Waffen wurden dann auch offiziell mal verboten.